Wir, die Teams des Bereichs Kinder und Jugend im Seelsorgeamt und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Thüringen, verwenden auf dieser Website achtsame Sprache in Bezug auf Geschlechterdiversität. Aus diesem Grund finden sich in einigen Texten Bezeichnungen für Personen und Personengruppen, die auf den ersten Blick für Verwunderung sorgen können und teilweise nicht den aktuell gültigen Regeln der deutschen Rechtschreibung entsprechen.

Was dahinter steckt und was unsere Beweggründe dafür sind, erläutern wir in den untenstehenden FAQs.

In der Sprech- und Schriftsprache war es jahrhundertelang selbstverständlich, für die Benennung von Personen bzw. Personengruppen das "generische Maskulinum" zu verwenden. Die emanzipatorische Frauenbewegung am Ende des 20. Jahrhunderts stellte u. a. immer stärker und lauter die Forderung auf, in der Sprache explizit miterwähnt zu werden, um Frauen in Sprache und Gesellschaft sichtbarer zu machen. Die Geschlechterbezeichnungen bezogen sich zunächst aber weiterhin auf das biologische bzw. grammatikalische Geschlecht. Der Begriff "Gender" hat sich später durchgesetzt für etwas, was im Deutschen mittlerweile als "soziales Geschlecht" bezeichnet wird. Dieses bezieht sich stärker auf Rollenzuweisungen durch die Mehrheitsgesellschaft und die sich im Laufe des Lebensweges ausprägende oder verändernde individuelle Geschlechtsidentität. Diesbezügliche Forschungen sowie eine Verankerung in Politik und Gesellschaft gibt es in signifikanter Weise seit Beginn dieses Jahrtausends. Zum Beispiel belegen verschiedene wissenschaftliche Studien, dass die gewählte Schreib- und Sprechweise die Vorstellungen über Rollenbilder und Berufsgruppen beeinflusst, die bei den Menschen erzeugt werden.

Grundsätzlich gibt es dabei nicht die eine "Gendertheorie", sondern verschiedene Ansätze und Ausprägungen. Alle Denkansätze eint die Sichtweise, dass das biologische Geschlecht zwar bei den meisten Menschen mit dem Gender übereinstimmt, es aber auch Ausnahmen gibt. Außerdem wird die strikte Bipolarität der Geschlechter "Mann" und "Frau" durch vielfältige Formen wie z. B. Trans-, Non-Binary und Inter-Menschen relativiert. Dies hat dazu geführt, dass erneut darüber nachgedacht wurde, wie diese neu beschriebene Wirklichkeit auch sprachlich in geeigneter Weise zum Ausdruck gebracht werden kann.

Wir verwenden eine von uns so benannte "achtsame Sprache" (statt "genderneutrale", "gendergerecht" etc.), da wir durch unseren Beitrag und unsere Schreibweise grundsätzlich mehr Achtsamkeit für die Vielfalt der Menschen in unserer Gesellschaft schaffen wollen.

Aus theologischer Sicht zu diesem Thema wird oft folgende Bibelstelle angeführt: "Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie." (Gen 1,27 EU) Es wird deutlich, dass Gott uns Menschen als sein Ebenbild erschaffen hat, als männlich und weiblich - also nicht als männlich oder weiblich. Dieser Blick auf die Formulierung der Neuen Einheitsübersetzung lässt die Deutungsweise zu, dass wir also alle sowohl männlich als auch weiblich erschaffen wurden. Auf Grundlage dieser Deutungsweise wäre eine absolute Trennung der beiden Geschlechter somit gar nicht möglich. Der Denkansatz der Geschlechterdiversität widerspricht also nicht von vornherein dem biblischen Schöpfungsbericht.

Im Wissen darum, dass diese Auslegung und die Gender-Theorie insgesamt innerhalb unserer Gesellschaft durchaus auch umstritten ist, ist es unser Anliegen, mit unseren Zielgruppen in einen offenen Dialog einzutreten, ohne dabei den symbolischen moralischen Zeigefinger zu erheben. Wir erhoffen uns davon, dass in Zukunft auch in der direkten Kommunikation mehr Achtsamkeit für alle geschaffen werden kann. Der Begriff der Achtsamkeit schließt sich somit nahtlos an das Konzept der Kirchenentwicklung im Bistum Erfurt "Achtsam weiterbauen" an.

Nicht zuletzt bedeutet achtsame Sprache für uns, einen Beitrag zu leisten zu mehr Gleichberechtigung und Repräsentation aller Menschen in der Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf die Geschlechter(-vielfalt). Denn Geschlecht war und ist nach wie vor eine wichtige Ordnungskategorie, die stereotype Rollenzuweisungen und Machtstrukturen erzeugen kann. An deren Aufbrechen wollen wir aktiv durch unser Sprechen und Handeln mitwirken.

Wir freuen uns, wenn wir die Besucher:innen unserer Website dazu anregen können, durch die Verwendung achtsamer Sprache und das Sichtbarmachen aller Geschlechter über den eigenen Sprachgebrauch und die geschlechtliche Vielfalt unserer Gesellschaft nachzudenken – ohne dabei eine bestimmte Schreib- und Sprechweise vorzuschreiben.

Oft gibt es kein "Richtig" und kein "Falsch" und Sprache ist stets wandelbar.

Die geschlechterachtsame Sprache und ihre vielfältigen Ausprägungen sind aus sprachwissenschaftlicher Perspektive ein relativ junges Feld. Hieraus folgt natürlich, dass noch nicht für alle Formulierungen optimale Lösungen entwickelt wurden, die zu festen, anerkannten Regeln abgeleitet werden können.

Auch wir haben noch keine absolute Lösung für diese Herausforderung gefunden und auch innerhalb unseres Teams vielfältige Meinungen zu diesem Thema. Nach umfangreichen Recherchen und angeregten Diskussionen konnten wir uns trotz dessen auf drei Leitlinien einigen, die wir auf dieser Website und bei weiteren gemeinsamen Veröffentlichungen anwenden.

1. Wir verwenden neutrale und einfache oder kreative Begriffe, um Menschen oder eine Gruppe von Menschen darzustellen.

Diese Begriffe neutralisieren das Geschlecht und umgehen diese, meist für den Kontext ohnehin nicht notwendige, Kategorisierung. Sie können auch im Rahmen einer barrierefreien Website deutlich erkannt und vorgelesen werden. Bestimmte Formulierungen sind allerdings schwierig umzusetzen, wenn Begriffe z. B. im Dativ oder Akkusativ gebildet werden müssen. Hier versuchen wir kreative Lösungen zu finden.

Beispiele:
"Team" und "Mitarbeitende" statt "Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter"
"Gläubige" statt "Christinnen und Christen" und "Schwestern und Brüder"
"Engagierte" statt "Teamer:innen"
"Musikbegeisterte" statt "Musiker und Musikerinnen"

2. Wenn keine neutralen Formen verwendet werden können bzw. diese zu schwierig umzusetzen sind, verwenden wir den Gender-Doppelpunkt im Wort.

Durch die Nutzung von Sonderzeichen im Wort entsteht eine intendierte Lücke und beim Sprechen/Vorlesen eine kurze Pause, welche den Raum für alle dazwischenliegenden Geschlechter darstellt. In Bezug auf die Barrierefreiheit scheint der Doppelpunkt im Vergleich zu anderen Sonderzeichen aktu­ell einige Vorteile zu haben. Er wird im Rahmen einer barrierefreien Website von vielen Sprachsoftwares nicht stan­dardmäßig als "Doppelpunkt" vorge­lesen, sondern als kurze Pause im Wort. Darüber hinaus ist er leichter lesbar als andere Sonderzeichen, da er den Ab­stand zwischen den Buchstaben nur geringfügig vergrößert.

Beispiele:
 "Schüler:innen" statt "Schülerinnen und Schüler"
"Gemeindereferent:innen" statt "Gemeindereferierende" bzw. "Gemeindereferentinnen und -referenten"

3. In Ausnahmefällen, wenn keine der beiden anderen Regeln greifen kann, verwenden wir – aus pragmatischen Gründen - die Doppelnennung der binären Geschlechter.

Beispiele:
 "Mädchen und Jungen"
"Männer und Frauen"

Es ist uns noch einmal wichtig zu betonen, dass wir niemandem die eigene Schreib- und Sprechweise vorgeben wollen. Selbstverständlich respektieren wir die unterschiedlichen Meinungen in Bezug auf dieses Thema. Mit den FAQs bieten wir lediglich Hintergründe, Erläuterungen und Begründungen an, um die von uns, den Mitarbeitenden des Bereichs Kinder und Jugend und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Thüringen, auf dieser Website und bei weiteren gemeinsamen Veröffentlichungen genutzten Leitlinien nachvollziehen zu können.

Wir haben immer ein offenes Ohr!

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